Diesmal handelt es sich nicht um den Post einer wissenden Tierheilpraktikerin oder einer erbosten Hundebesitzerin, die natürlich ALLES besser weiß – nein, diesmal handelt es sich um den besorgten Beitrag eines „Frauchens“ (für meine Schweizer Freunde: s Mami).

Denn: Voltaire hat eine Perinealhernie und muss operiert und kastriert werden. Bei einer Perialhernie handelt es sich um eine Art Dammbruch.. Durch diesen Bruch kann der Kot nicht so zum After gelingen, wie er sollte. Bei Hunden tritt diese Erkrankung zu ca. 95% bei älteren, unkastrierten Rüden auf. (Voltaire wird im Herbst elf und ist (noch) unkastriert.

Nun zu Voltaires bisherigem Krankheitsverlauf::

Vor einigen Monaten stellte ich fest, dass der reizende Voltaire beim Lösen Probleme hatte. Er hockte, hockte, hockte… und es passierte kaum etwas. Zuerst glaubte ich an Obstipation (vornehmer Ausdruck für Verstopfung) und stellte die Nahrung um – ohne großen Erfolg. Natürlich unterstützte ich ihn auch homöopathisch. Ebenfalls ohne Ergebnis. Eine befreundete Osteopathin untersuchte und behandelte ihn: Die Behandlung gefiel dem Tier ganz eindeutig – brachte aber leider keine Veränderungen beim eigentlichen Problem: Lösen ging, aber nicht so einfach, wie es sollte.

Die Haus- und Hoftierärztin untersuchte Voltaire, tastete also seinen Enddarm ein wenig ab (Voltaire fand das nicht lustig) und stellte eine Prostatavergrößerung fest. Und „noch Irgendetwas, dass ich nicht greifen kann“. Ich verließ die Praxis mit einer Überweisung zum Ultraschall.

Ein Alt-Hunde-Problem: Die Prostatavergrößerung

In der nächsten Praxis wurde Voltaire natürlich wieder untersucht, es gefiel ihm nach wie vor nicht, und der Tierarzt stellte nach palpatorischer und Ultraschall-Untersuchung fest, dass die Prostata wohl leicht vergrößert ist, da aber wohl auch eine Perinealhernie ist.

Eine vergrößerte Prostata kann so auf Darm oder Harngang drücken, dass sowohl Kot- als auch Urinabsatz erschwert werden können.

Vorschlag des Tierarztes: Wir würden erst einmal die Prostata hormonell verkleinern. Vielleicht würde dies schon reichen.
Um Voltaire die Löserei zu erleichtern, sollte ich ihm täglich Lactulose* geben. Und bei Bedarf Metacam – ein Schmerzmittel.
Wenn die Therapie nichts bringen würde, sollte ich noch einmal kommen und wir würden die weiteren Möglichkeiten durchsprechen.

Ergebnis der Hormontherapie: Keine Veränderung.

Coronazeit ist keine OP-Zeit

Und da hatten wir dann auch schon Corona-Zeit.

Netterweise bot mir der Tierarzt sofort eine telefonische Beratung an.

Fazit: Der Hund müsse nochmals untersucht werden, und dann müsse die Hernie operiert werden. Am besten aber all das erst nach Corona. Damit es für alle Beteiligten stressfreier ablaufen könne. Sobald eine Verschlechterung eintreten würde, müsste ich aber sofort mit dem Tier vorstellig werden.

Dank Metacam und Lactulose* kamen wir durch die Coronazeit so gut, bzw. schlecht, wie die meisten anderen Menschen und Hunde in unserem Umfeld auch. Mit der ausgesprochen netten Praxis stand ich in der Zeit in telefonischem Kontakt.

Vor zwei Wochen war es dann so weit: Tierarztbesuch! Gleiche Praxis, anderer Tierarzt, da vier Hände mehr tasten, als zwei.
Voltaire ertrug die Abtastung seines Darms inzwischen wie ein Profi. Und das obwohl ich ja nicht direkt bei ihm sein durfte (2 m Sicherheitsabstand).

Aussage des Tierarztes: Es ist eine beidseitige Hernie. Und da diese in erster Linie bei unkastrierten älteren Rüden auftreten, muss Voltaire kastriert werden. Ansonsten können erneut Hernien auftreten.

An dieser Stelle muss ich nun sagen, dass ich als Heilpraktikerin bei meinen eigenen Tieren völlig versage: Da bin ich nur „Familie“ und völlig befangen. SAber auf Grund meines Berufes habe ich das Glück viele Hunde-Experten in meinem Umfeld zu haben.
Ich entschloss mich, nicht zu googeln, sondern zwei dieser Experten um ihre Einschätzung zu bitten: Die wunderbare Anne Sasson, eine Tierheilpraktikerin, bei der ich mich schon weiterbildete und mit der ich mich auch häufiger austausche und die nicht minder wunderbare Sophie Strodtbeck. Sie ist Tiermedizinerin und u.a. Autorin des Buches *Kastration und Verhalten beim Hund“.

Beide Damen haben nicht fünf Minuten überlegen müssen, sondern sagten sofort: „Operieren und Kastrieren. Daran führt in diesem Fall kein Weg vorbei.“

Und damit füge ich mich. Für Voltaire gleich mit.

Dienstag ist es nun so weit. Und daher bitte ich an dieser Stelle um ganz viele gedrückte Daumen. Denn eine OP ist nun mal eine OP. Egal wie gut der Arzt ist. Und Voltaire ist ja auch fast schon elf Jahre alt.

Die Kastration und ihre Folgen

  • Und nach der Kastration beginnt dann die Hormonumstellung mit all ihren Folgen:
  • Wird aus dem ADHS Voltaire ein Langweiler?
  • Wird aus dem Gourmet ein Gourmand?
  • Wie viel darf ich noch füttern, damit er nicht zunimmt?
  • Wie werden andere Rüden auf Voltaire reagieren?
  • Wird Voltaire sein Verhalten anderen Rüden gegenüber verändern? (das wäre gar nicht so schlimm, wird aber wohl eher nicht passieren)
  • Wie wird sich das Verhältnis von William und Voltaire verändern? Bisher ist hier nämlich Voltaire der Chef.

Fragen über Fragen.

Ich werde in den nächsten Monaten hier darüber berichten. Wer möchte, kann für den Zeitraum die u.g. Benachrichtigung aktivieren (und hinterher löschen).

Aber erst einmal bitte: Daumen drücken am Dienstag Morgen!

  • Lactulose ist ein Präparat aus der Humanmedizin: „es unterstützt bei Verstopfung und Darmträgheit“. Der Tierarzt gab eine Dosierungsempfehlung, wies aber darauf hin, dass ich mich vermutlich an die optimale Dosierung herantasten müsse. Das musste ich. Voltaire benötigt nur ca. ein Drittel der empfohlenen Dosis. Wie ich das heraus fand, möchte ich hier nicht näher beschreiben.

P.S. Ich bin als Besitzerin sogar so wuschig, dass nicht einmal das Schreiben gut klappt. Für die Hilfe hierbei danke ich meiner Freundin Heidi Schmitt.